Insgesamt neun mal habe ich mich spätabends im Dunkeln in mein imaginäres Zahnfee Kostüm geschmissen. Neun ausgefallene Wackelzähne habe ich unter einem schlafschweren Kopf voller Träume hervorgezogen. Habe Glitzer auf der Fensterbank verstreut und ein kleines Geschenk unter das Kopfkissen gelegt, im Tausch gegen den Zahn.

Ein einziges Mal hatte die Zahnfee so viel zu tun, dass sie leider verschlafen hat und erst am nächsten Tag den Zahn ausgetauscht hat. Einmal hat sie vergessen, den Zahn mitzunehmen und einmal wäre sie fast entlarvt worden. Bei all der Magie gleich ein kleines Learning: auch Feen sind nicht “perfekt”.

Hallo Zahnfee!

“Wie oft kommt die Zahnfee bei euch eigentlich?” werde ich oft gefragt. Naja, bei jedem Zahn eben. Ich muss gestehen, dass ich vorher nicht groß drüber nachgedacht habe, irgendwie war klar, dass jeder Zahn abgeholt wird. Und ja, es gibt mal kleinere und mal besondere Geschenke. UND die Zahnfee ist sogar so nett, dass sie ein kleines Trostgeschenk unter das Kopfkissen des Geschwisterkindes legt, das nicht gerade einen Zahn verloren hat. Ziemlich crazy, ziemlich übertrieben? Unangemessen, weil es eine Lüge ist? Oder einfach nur eine der wenigen Möglichkeiten in unserer hektischen Leistungsgesellschaft, die magische Kraft der Fantasie von Kindern so oft wie möglich zu stimulieren und so lange wie möglich zu erhalten?

Zahnfee, Weihnachtsmann und Co. - Die Magie der Kindheit

“Mama, ich glaube, du bist die Zahnfee!”

Bei uns fängt der Zauber schon langsam an zu bröckeln. In Bezug auf die Zahnfee, den Weihnachtsmann und den Osterhasen. Bereit, die Magie gänzlich gehen zu lassen, sind wir alle noch nicht. Schon in Hinsicht auf Ella, die auch ein paar Jahre lang an diese magischen Wesen, die den Alltag besonders machen und Zauber versprühen, glauben soll.

Lotta und Bo ahnen es langsam, klar. Und ich habe schon oft drüber nachgedacht, ob es eigentlich okay ist, sie anzulügen. Denn wenn sie sagen: “Mama, DU bist doch die Zahnfee/der Weihnachtsmann/der Osterhase!” dann sage ich natürlich nicht: “Jaaa, stimmt, erwischt!”. Und auch nicht: “Nein, ich bin nicht der Weihnachtsmann.”.

Kinder wollen an Magie glauben

Ich antworte eher Dinge wie: “Glaubst du das wirklich?”, “Wie hätte ich das denn machen sollen?” und mit anderen offenen Fragen dieser Art. Daraus ergibt sich meistens ein Gespräch, in dem wir (fast) zweifelsfrei feststellen, dass ich wohl doch nicht all diese magischen Jobs übernommen haben kann. Schon allein aus dem Grund, weil Zahnfee und Co. ja zaubern können müssen. Wie sollten sie sonst durch ein geschlossenes Fenster oder den Kamin kommen? Eben, klar wie Kloßbrühe.

Und dann gibt es zwischendurch noch Momente, in denen ich merke, dass sie selbst es so genießen, einfach noch an die Magie zu glauben. Wenn wir über Feiertage sprechen und einer von beiden steif und fest behauptet, gesehen zu haben, wie der Osterhase durch die Tür nach draußen geschlüpft ist.

Ab ins Zahnfee Kostüm

Deswegen steht in meinem Kleiderschrank weiter eine kleine Kiste mit Zahnfee-Geschenken, neben dem Glitzer-Döschen. Und mir gefällt die Vorstellung, mich noch ein paar Jahre lang nachts in Pailettentop und Tüll-Tutu zu schmeißen, meine glitzernden Flügel umzuschnallen und mit meinem Zauberstab Magie, Träume und kleine Geschenke zu verteilen. Wenn auch nur in meiner Fantasie. Denn seien wir mal ehrlich – es verzaubert auch unseren erwachsenen Alltag, wenn wir uns drauf einlassen.

Zahnfee, Weihnachtsmann und Co. - Die Magie der Kindheit

Und so bewegen wir uns noch eine – vermutlich eher kurze – Zeit lang ab und zu im Land der Mythen und Magie. Spannende, interessante und kritische Artikel zum Thema hab ich euch unten verlinkt. Was mir an dieser Stelle noch wichtig zu erwähnen ist: wir benutzen die Zahnfee und auch den Weihnachtsmann nie, um ein gewünschtes Verhalten zu erpressen oder drohen mit ihnen. Ich kann mich nämlich erinnern, dass ich als Kind eine zeitlang richtig Angst vor dem Weihnachtsmann hatte – und das kann auch nicht richtig sein.

Wie immer ist das hier nur meine und keine universell gültige Meinung. Ihr könnt das gerne anders sehen, ich freue mich auf einen respektvollen Austausch.

 

Weiterlesen – Links zum Thema:

Warum es richtig ist, den Kindern die Lüge vom Weihnachtsmann zu erzählen – ze.tt

Die Lüge vom Weihnachtsmann – Schaden Eltern damit ihren Kindern? – Ärztezeitung

Glaubt an eure Mütter, nicht an den Weihnachtsmann – ze.tt

Weihnachten – das Fest der arbeitenden Mütter

Christkind, Samichlaus, Zahnfee & Co.  – Beobachter

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1 Comment

  1. Bei uns musste die Zahnfee so plötzlich kommen, dass sie auch einen Tag zu spät kam. Und war so gestresst, weil sie den ganzen Nachmittag in drei Läden gehetzt war ohne das spezielle Goodie zu bekommen und Online festzustellen, dass das gewünschte Ding erst ab 20 Euro bestellbar ist. Da aber Sohnemann dem Gruppenzwang erlegen war und fest davon überzeugt war, die Zahnfee gäbe es – nun gut. Allerdings kommt sie bei uns nur beim ersten -sonst brauch ich die, weil mir vor lauter Stress gleich alle Zähne mitausfallen.
    Und zum Thema Zahnfee, Weihnachtsmann, Osterhase etc.: Unser Sohn äußert auch schon mal Zweifel, weil eben auch seine Freunde zweifeln. Dann sagen wir: Glaubst du, dass es z.B. den Weihnachtsmann gibt? Er bejaht meistens. Dann sagen wir ihm, dass wenn er daran glaubt, dann gibt es ihn auch. Ich finde so lernen Kinder auch etwas über ihren eigenen Glauben, ihn gegenüber andere zu vertreten und die Fähigkeit als solches. Aber ich habe auch Freunde die von Anfang an gesagt haben, dass die Geschenke zu Weihnachten von Familienmitgliedern kommen, weil dass das Fest des Schenkens ist. Finde ich auch schön.

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