Der Wecker klingelt. 

Einmal, zweimal, dreimal. Ich snooze, versuche, mir noch ein paar Minuten wertvollen Schlaf zu erschwindeln aber in meinem Kopf dreht sich das Karussell. Welcher Tag ist heute? Freitag. Was ist Freitags in der Schule, in der Kita? Wer muss was mitnehmen? Welches Kind bringt heute welchen Besuch mit nach Hause? Was mache ich zum Mittag, wie lange bleibt mir zwischen Aufräumen und Betreuungsende zum Arbeiten? Was hat heute Priorität bei der Arbeit?

Ich schäle mich aus zwei Kinderumarmungen und der warmen Decke, ich bin noch langsam, mein Kopf aber rotiert. Kaffee aus der schönsten Maschine, die großen Kinder wecken. Einmal, zweimal, dreimal. Reden, zuhören, antreiben, Temperatur draußen und die wichtigsten Nachrichten checken. Schulbrote schmieren, Wasserflaschen, den wichtigen Themen lauschen, der Rest rauscht durch. Abstimmen, wer kommt wann, haben alle einen Schlüssel, bitte leise sein, Papa schläft noch, wenn ihr nach Hause kommt. 

Alles eingepackt, haben alle alles, nein, warte, der Schuhkarton, den ihr heute braucht. Es sind die kleinen Erfolge, die zählen, an alles gedacht, Kind 1 aus der Tür, Kind 2 auch. 

Noch ein Kaffee, die ersten Nachrichten beantworten, einen Artikel lesen, ich verschwende meine Zeit, ich müsste schonmal aufräumen und duschen. Aber die Stille zwischendrin ist so schön. Blick auf die Uhr, viel zu spät schon, Kind 3 wecken. Kuchen zum Frühstück, im Blick behalten dass für alle anderen noch genug Kuchen bleibt, Kuscheln, Quatsch machen, Stress und Hektik nicht abgeben aufs Kind. 

Noch ein bisschen mehr kuscheln, dann doch: schnell jetzt. Zähne, Haare, waschen, anziehen, mist, da liegt der Schlüssel von Kind 1 im Mützen-Korb. Los los los.

Im Stechschritt zur Kita, heute ist meine Zeit knapp, mein Kopf wälzt die Optionen, wer kommt wann, wann muss ich wo sein damit keins der Kinder klingelt? Egal, das war die letzte Nacht heute, ich kann nicht überall gleichzeitig sein. 

Abschied in der Kita, winken, ein Herz am Fenster, Stechschritt nach Hause. 

Fenster aufreißen, Mantel und Rollkragenpulli aus, immer zu warm bei dem Tempo. Prioritäten, was in welcher Reihenfolge? Zähne putzen, nein, Betten machen, André freut sich, wenn er sich gleich hinlegt. Zähne putzen, dabei räume ich den Wischeimer in die vollgeknallte Abstellkammer. Erst die Küche, nein, erst die getrockneten Matschkrümel im Flur wegsaugen. Da noch Staub, hier noch Fussel, ich reiße mir den Finger an einer Kiste auf. Unter dem Schuhschrank liegt Kram, ich hebe alles auf, Zopfgummi, Stifte, Reithandschuhe. Auf die überquellende Ablage damit, später, später. Erstmal die Küche. Immer noch Krümel unter meinen Socken, ich muss grinsen und an die Geschichte über krümelige Familienfußböden denken, die André immer erzählt und dass er das immer furchtbar fand, früher, vor den Kindern. 

Fenster schließen, beim Weg durch die Wohnung sammle ich auf und sortiere weg: Socken, die Mathe-Zirkelmappe, eine Gerte, Etiketten, Kleingeld, Fußballschuhe. Schiebe die letzte Halloween-Kiste an die Seite, Dachboden, denke ich, nächster Punkt auf der Liste und sofort ploppen die Unterpunkte auf: Flurschrank, dafür alles ausmessen, Kinderzimmer fertig umräumen, Wohnzimmertisch verkaufen, Wohnlösungen finden für – alles eigentlich. In schön. Nicht so teuer. Aber trotzdem schön.

Die Küche wartet, ich klappe trotzdem mein Laptop zwischen Kuchenrresten und leeren Bechern auf und schreibe. Bloß raus mit allem, schnelle Worte auf Papier statt rasantem Hirnwindungsgalopp, der irgendwann im Leeren endet.
Aber jetzt, Küche. In 13 Minuten will ich anfangen zu arbeiten, ich muss noch duschen, Spülmaschine ein- und ausräumen, die Wäsche abnehmen, die nasse Wäsche aufhängen, ein Bett abziehen, alles inklusive Decke waschen. Puh. Prioritäten, Küche ja, Wäsche nein.

Geschirr klappert, noch ein Kaffee. Die Hälfte fehlt noch, alles krümelt und bröselt. Es muss warten, bis später. Bis zum nächsten Rush.

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2 Comments

  1. Puh… Ich fühle mit. Hier krümelt es auch. Ich versuche drüber hinwegzusehen. Ein schöner Artikel. LG von Corinna

    • Johanna Reply

      Danke dir, Corinna. Ich hab das Gefühl, dass es gerade ganz vielen Familien – Müttern – so geht. Ganz liebe Grüße!

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