Sechs Uhr, mein Wecker klingelt. 

Die Kinder wünschen sich, heute früher geweckt zu werden, heute ist ein Sportfest in der Schule. Ich bin müde und snooze noch 10 Minuten. Aber dann. Kaffee, obwohl ich gerade gelesen habe, dass der erst eine Stunde nach dem Aufstehen tut, was er soll. Ich genieße für einen Moment die strahlende Morgensonne, die durchs Küchenfenster blinkt. 

Wecke die Großen, einmal, zweimal, nochmal. Gutenmorgenkuscheln, einen Moment. Wir reden über den Tag, Aufregung knistert in der Luft, erste Streitfunken fliegen hinterher. Ich glätte die Wogen, während ich Frühstücksporrdige rühre, in den Pausen schmiere ich Brote und schnipple Gemüse. Das kleine Kind ruft, schläft auf meinem Arm wieder ein. Ich lege sie auf die Bank in der Küche und überlege wie immer, Kissen unter die Bank auf den Boden zu legen. Aber bisher ist nie was passiert. Sei nicht immer so übervorsichtig, mahnt eine Stimme in meinem Kopf.

Kopf gegen Bauch

Ich lasse es, fülle Wasserflaschen, berate bei der Kleiderauswahl für heute, denke mit an alles, was eingepackt werden muss. Kurze Whats App Absprache mit einer anderen Mutter. Frühstück ist fertig, die Kinder löffeln zufrieden. Für Freitag in der Schule braucht ein Kind ein Einmachglas ohne Deckel. Ich suche eins raus, lege es ins Wasser, damit ich das Papier lösen kann. Rucksäcke gepackt, alles bereit. Das restliche Gemüse ist für mich, zwei von fünf Portionen Gemüse pro Tag. Ich stelle die Dose neben die Kanne mit Tee, den ich mir gestern Abend vorbereitet habe. Routinen, wir müssen solche Dinge nur oft genug machen, damit sie zur Gewohnheit werden. Gesunde Gewohnheiten. Ich gucke zur Bank, doch lieber Kissen, sagt mein Gefühl. Die Stimme von außen sagt nein. Ich drehe mich um, die großen Kinder sind soweit, ziehen sich Jacken an, wir gucken schnell auf dem Handy, wie warm es heute wird. Mütze, Loop? Es ist noch kalt draußen, ich überlasse die Entscheidung ihnen. 

Es knallt. Kurz Stille, dann weint sie. “Gut, dass wir keinen Steinboden in der Küche haben”, denke ich, während ich meine Kleine auf den Arm nehme und tröste. Nichts tut weh, aber der Schreck ist groß. Ich tröste, umarme, halte, während die Uhr tickt. Lotta holt sofort ein Kühlpack aus dem Kühlschrank und schiebt es uns hin. Was macht Bo? Keine Ahnung. Abflug Kind eins, ich drücke und küsse, wünsche viel Spaß, Erfolg auch, aber vor allem Spaß. Gleiche nochmal die Uhrzeit ab, wann sie nach Hause kommt. Passt alles, bis nachher. Bo schiebt einen Brief zwischen Ella und mich, für Ella. Mein Herz hüpft über diese Geschwistergesten am Morgen, die Zeit rennt, wir verabschieden uns trotzdem in Ruhe. Noch schnell die Uhrzeit abgleichen, damit wir alle auf dem gleichen Stand sind, wer wann nach Hause kommt. Eine Millisekunde überlege ich, ob alles passt von den Zeiten. Tut es. Viel Spaß heute!

Zu zweit Momente

Wir zwei allein, Küchenbankkuscheln, noch ein Kaffee. Dann gehts weiter. Erst Zähne putzen oder erst Anziehen? Autonomie, aber keine Überforderung. Heute erst anziehen. Wir suchen zusammen Klamotten raus, ich sortiere gleich zu klein gewordene Socken aus. Wir machen Quatsch, prusten, knutschen, kitzeln und lachen. Weiter gehts, ich mache die dritte Brotdose, die dritte Wasserflasche des Tages fertig. Zähne putzen, Haare kämmen, Jacke und Mütze aus meiner Tasche fischen, da haben wir sie nach dem Tag gestern vergessen. 

„Kommst du, Mama?“ ruft sie schon von draußen. Schlüssel- und Maskencheck, während ich in meine Schuhe schlüpfe. Los zur Kita, heute keinen Streit in der Garderobe, stattdessen nette andere Eltern. Ein dicker Kuss, winken und ein Herz am Fenster. Schnell schnell zurück, auf dem Weg checke ich die ersten Arbeits-to-dos. Überlege, was ich in der Stunde, die mir bleibt, alles erledige. Den Tag planen, aufräumen, Yoga, duschen, Frühstück. Im Bus zur Arbeits-Absprachen, Entscheidungen treffen und gelerntes aus dem Studium wiederholen. Ich schließe die Tür auf. Schnell und effizient will ich sein. Lüften, während der Kaffee durchläuft mache ich schnell die Betten. „Paket zur Post“ füge ich meiner gedanklichen To do Liste hinzu. Mit der Tasse in der Hand lese ich eine DM auf Instagram, speichere einen Link und überlege, was ich heute teilen möchte. So viel und so wenig. Was eigentlich? Ja was eigentlich. 

Ich klappe meinen Laptop auf und fange an, zu schreiben. Am Ende habe ich einen Text, viel zu lang für Instagram. Einen Text, der individuell sichtbar macht, was ich, wie so viele Eltern, schon getan habe, bevor der Tag „Richtig“ anfängt. Frage mich sofort, wieso der Tag erst richtig anfängt, wenn Erwerbsarbeit anfängt. Beziehungsweise der Teil ohne die Kinder. Diesen Text habe ich also. Dafür eine halbe Stunde weniger. Tagesplanung, Yoga, Frühstück kann ich streichen. Duschen also. Ich schließe die Fenster und beginne den Tag. 

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4 Comments

  1. Hach Johanna, du kannst das einfach so gut in Worte fassen! Und ja, warum beginnt der Tag erst mit der Erwerbsarbeit, verdammnochmal! ;-)

    • Johanna Reply

      Das freut mich riesig, ich danke dir für dein schönes Feedback!

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