ich bin gehemmt. Es flutscht nicht. Obwohl ich weiß, dass es oft die deepen Texte sind, die am Besten performen. Die innerhalb von Minuten entstehen, fließen und offenbaren, was man sich nicht zu sagen traut. Die, die ehrlich sind bis auf die Knochen. Es sind diese Texte, die gelesen werden, weil viele Menschen, Frauen, sich so fühlen. Besonders jetzt, noch mehr als sonst.

Ich schreibe sie auf, mein Entwürfe-Ordner füllt sich mit diesen Texten, mein schlechtes Gewissen wächst. Weil ich gefühlt scheitere mit meinem Experiment, täglich zu schreiben.

Wobei – ich schreibe. Ich veröffentliche nur nicht täglich. Das schlechte Gewissen sinkt ein bisschen in sich zusammen, lässt die Schultern hängen. Macht sich nicht mehr ganz so groß und wirkt dabei fast erleichtert.

Trotzdem finde ich den Mut nicht, diese Texte zu veröffentlichen. Und frage mich, ob ich dem gerade, überhaupt noch, gewachsen bin, so ehrlich zu schreiben. So viel preis zu geben von mir. Ich fing damit an, lange bevor es fast “Trend” wurde. Bevor so viele verstanden haben, dass es erstens das ist, was die LeserInnen abholt und zweitens dadurch auch das ist, was Klicks, Likes und Kommentare bringt.

“Nur” ein Gefühl

Es war, wie so oft in meinem Leben, das Bauchgefühl. Meine Intuition. Es war gut, es hat funktioniert, ohne dass ich mir dessen vorher bewusst war oder überhaupt das Ziel hatte, dass es funktioniert. Weil mir damals in keinster Weise bewusst war, wohin das alles führen könnte.

Obwohl der Erfolg mir Recht gibt, kann ich ihn kaum anerkennen. Weil er nicht geplant, kalkuliert und durch offiziell erlernte Fähigkeiten entstanden ist. Sondern “nur” durch Bauchgefühl. Wobei dieses “nur” nur für mich gilt. Bei jedem anderem würde ich meine Geschichte bewundern, feiern.

Ich würde sagen: “Sei stolz auf dich! Ein Gespür zu haben für etwas ist so wertvoll.”. So viele andere Dinge kann man lernen. Planung, Recherche, Schreibtechniken. Aber ein Gefühl, ein Gespür für etwas, das hat man oder man hat es nicht. Behaupte ich einfach mal.

Trotzdem bin ich gehemmt. Es flutscht nicht. Es ist, als ob mein Herz das Gaspedal voll durchtritt, während mein Hirn krampfhaft die Handbremse nach oben reißt und festhält. So fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortreten. Die Räder meiner Karre drehen durch, es qualmt, mehr, mehr, immer mehr. Bis ich in einem dichten Nebel stehe und einfach nicht mehr sehen kann, wohin ich eigentlich will.

Ich merke immer mehr, ich brauche jemanden an meiner Seite. Jemanden, der seine Hand auf meine legt. Der dafür sorgt, dass ich loslassen kann und mit ein Auge drauf hat, dass ich nicht aus Versehen den Rückwärtsgang eingelegt habe. Der neben mir sitzt und gemeinsam mit mir sieht, was da ist, wenn der Nebel sich lichtet. Jemanden, der mit mir Tränen lacht, wenn ich losfahren will und erstmal absaufe. Der ein paar Runden mit mir Probe fährt.

Schreiben funktioniert

Nach diesen Sätzen, nachdem ich diese Überlegungen und Erkenntnisse schwarz auf weiß vor mir sehe, merke ich wieder, wie schreiben für mich einfach funktioniert. Es hilft mir, meine Gedanken zu ordnen. Und im besten Fall auch, eine Lösung für ein Problem zu finden und anzugehen. Genau das hab ich gemacht. Hilfe angefragt, um Ordnung in mein Chaos zu bringen.

Mal sehen, ob das den Nebel durchbricht.

Bis bald, deine Johanna


Während ich geschrieben habe, musste ich übrigens sofort wieder an den Text MAL UMJUBELTER MUTTERINSTINKT, MAL UNPROFESSIONELLES BAUCHGEFÜHL. ODER AUCH: WELCHEN WERT INTUITION PRIVAT UND IM JOB HAT von Sandra Wortkonfetti denken.

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